Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommerns feiert den Anstieg der Referendarszahlen von 104 auf 166 als großen Erfolg. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) spricht gar von einem „ermutigenden Zeichen“ im Kampf gegen den Lehrermangel. Dazu erklärt der schulpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Enrico Schult:
„Die Euphorie der Bildungsministerium ist verfrüht und blendet die grundlegenden Probleme des Bildungssystems im Land aus.
Denn selbst mit der gestiegenen Zahl der Referendarinnen und Referendare bleibt der tatsächliche Bedarf von jährlich 600 bis 700 neuen Lehrkräften deutlich unerfüllt. Das strukturelle Problem ist somit ungelöst: Am gravierenden Schwund an Lehramtsstudenten, von denen bis zu 70 Prozent ihr Studium vorzeitig abbrechen, wird das neue Lehrkräftebildungsgesetz nichts ändern, das im Kern auf die Einführung eines sogenannten Einheitslehrers zielt. Die Ursachen liegen tiefer – im mangelnden Durchhaltevermögen vieler Studenten ebenso wie in der sinkenden gesellschaftlichen Attraktivität des Lehrerberufs.
Besonders kritisch sieht die AfD-Fraktion die zunehmende Vernachlässigung der differenzierten Lehrkräfteausbildung. Die Zusammenlegung der Studiengänge für Regional- und Gymnasiallehrer gleicht einer Nivellierung nach unten dienst nur dazu, mehr Lehrkräfte für die Regionalschulen zu gewinnen. Dabei wird verkannt, dass diese Schulform als zu wenig attraktiv gilt, sowohl bei Eltern als auch bei Lehrkräften. Viele Eltern drängen ihre Kinder weiterhin ans Gymnasium, weil die Regionalschule oft mit mangelnder Disziplin, schwacher Schulkultur, einem niedrigen Leistungsniveau, hohem Unterrichtsausfall sowie zunehmenden Problemen mit Gewalt und Drogen assoziiert wird.
Dass die meisten Referendare nach wie vor das Lehramt am Gymnasium anstreben, ist Ausdruck dieses Missverhältnisses. Wer starke und motivierte Lehrkräfte gewinnen will, muss den Lehrerberuf wieder attraktiv machen, und zwar durch klare pädagogische Leitlinien, ein leistungsfreundliches Umfeld und ein realistisches Arbeitsbelastungsmanagement. Derzeit ist das Gegenteil der Fall: Lehrerinnen und Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern fallen im Schnitt rund 30 Tage pro Jahr krankheitsbedingt aus – ein deutliches Symptom für den physischen und psychischen Verschleiß in diesem Beruf.
Die AfD-Fraktion fordert daher eine bildungspolitische Wende. Wir setzen uns für die Rückkehr zu einem leistungsorientierten, dreigliedrigen Schulsystem ein, in dem jede Schulform, ob Förderschule, Realschule oder Gymnasium, ihre spezifischen Stärken ausbildet und Schüler solide auf ihren weiteren Lebensweg vorbereitet. Die Regionalschule muss gestärkt werden, indem dort vermehrt auch leistungsfähige Schülerinnen und Schüler beschult werden; nur so wird auch das Leistungsniveau am Gymnasium langfristig gesichert.
Wir lehnen das Konzept des Einheitslehrers entschieden ab. Stattdessen brauchen wir eine differenzierte, schulformspezifische Ausbildung von Lehrkräften an einer praxisnahen pädagogischen Hochschule im eigenen Bundesland. Dort ließen sich starke Lehrerpersönlichkeiten entwickeln, die den Herausforderungen des Schulalltags gewachsen sind. Solange das Bildungsministerium an alten Vorstellungen festhält, die Leistungsunterschiede verwischen und Qualitätsstandards senken, wird sich an der Misere im Bildungswesen nichts ändern. Wer den Lehrerberuf wirklich stärken will, muss die Realität an unseren Schulen anerkennen und mit Mut zu klaren Entscheidungen begegnen.“