von Dr. Gunter Jess:

Prof. Dr. M. Benkenstein, Vorsitzender des Akad. Senats der Universität Rostock, hat sich in der OZ vom 12.11.15 als juristisch unterbelichteter Asylchaosbefürworter „geoutet“. Da beruft er sich doch tatsächlich auf unser Grundgesetz, Art 16, und meint, damit begründen zu können, dass wir keine Asylsuchenden an unseren Grenzen abweisen könnten. Ja, Herr Professor, da sollten Sie dann unser Grundgesetz doch einmal lesen oder den Beitrag von Dr. E.Weiland vom 04.10.2015 siehe hier. Dann würden Sie eines Besseren belehrt werden. Aber, ich weiß natürlich auch, daß es Unbelehrbare gibt; ich fürchte zu diesen gehört auch Herr Prof. Benkenstein. Denn seine weiteren Einlassungen zeigen leider keine bessere Qualität. So soll Herr Gauland Flüchtlinge als „Barbaren“ bezeichnen u.s.w., wer ihn kennt, weiß, daß dies so nicht über seine Lippen kommen würde. Das Fazit von Herrn Benkenstein: Wir sollen doch endlich die Flüchtlinge „nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance auf eine gute, vielleicht sogar bessere Zukunft“ begreifen.

Oh, Herr Professor Benkenstein, hätten Sie geschwiegen, so wären Sie ein Philosoph geblieben. Leider haben Sie sich nur als Schwätzer ohne Sachverstand enttarnt. Ich möchte Ihnen Autoren mit mehr Sachverstand und Ernsthaftigkeit empfehlen:

1. Eckart Lohse, Berlin FAZ vom 12.11.2015 „Merkels Wille zählt“:

„Die gegenwärtige massenhafte Migration Richtung Deutschland ist bis jetzt noch keine Katastrophe (Anmerk. G.Jess: soll heißen, kann zu einer werden!). Aber ihre Folgen für dieses Land sind kaum zu überblicken. Der Kontrollverlust in einem Gemeinwesen, das seine Stabilität und seinen Erfolg darauf gründet, daß der Rechtsstaat und staatliche Verwaltung zuverlässig funktionieren, ist keine Lappalie. Schon die Angst, dass es soweit kommen könnte, kann gefährlich werden.“

2. Hans-Werner Sinn, FAZ vom 12.11.2015 „Es kommen vor allem Hilfskräfte“:

In dem FAZ-Artikel wird ausgeführt, daß die Qualifikationsstruktur der Asylbewerber denkbar schlecht sei. Bildungsdaten aus den Herkunftsländern, vor allem Syrien, zeigen, daß eine große Zahl der Asylbewerber nicht einmal Pisa-1-Niveau beherrschen, d.h. Geschriebenes in der eigenen Sprache nicht verstehen und Mathe-Kenntnisse auf Basisniveau haben. Falls diese überhaupt auf dem Arbeitsmarkt unterkommen, dann im Niedriglohnsektor.

Bei 1,1 Mill. Asylbewerbern schätzt das Ifo-Institut für unseren Staat Kosten von 21,2 Milliarden €/Jahr. Demgegenüber gibt der sogenannte Sachverständigenrat („fünf Weise“) nur Kosten von 22,6 Milliarden € für zwei Jahre an. Letzterer hält dies für tragbar.

Nun gut, glücklicherweise gibt es auch Autoren, die sich realistischer mit der Problematik des Flüchtlingsansturms auseinandersetzen als Prof. Benkenstein. Und dazu gehören auch die meisten Vertreter der AfD. Das mag Herrn Benkenstein nicht gefallen, aber so ist es.

Was will ich mit meinem Beitrag sagen:

Angela Merkel hat dieses Land mit Ihren einsamen Entscheidungen in der Energiepolitik, der Euro-Rettungspolitik und der Asylpolitik und mit Hilfe folgsamer Mehrheiten in den Veränderungsmodus gestoßen. Dies beinhaltet kaum überschaubare Risiken in mancherlei Hinsicht, auch wenn die Fachleute Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit unterschiedlich bewerten mögen. Unakzeptabel ist die Verdrängungsstrategie derjenigen, die Risikobewußtsein nicht aushalten und lieber den Kopf nach Straußenmanier in den Sand stecken. Die Auseinandersetzung über den besten Weg, diesen Risiken zu begegnen, darf nicht auf der Grundlage ideologischer Vorbehalte, Schwärmerei und naiver Weltsicht geführt werden. Sondern Nüchternheit, Realitätsbewußtsein und Einigkeit sind dringend von Nöten. Ich hoffe, daß wir alle diese Kraft aufbringen, im Interesse unserer Kinder und Enkelkinder.

Darin sehe ich eine Chance, daß diese Herausforderungen unseren Zusammenhalt stärken und festigen. Die von Herrn Benkenstein verbal betriebene Ausgrenzung kritischer Stimmen ist dabei ganz gewiß nicht der richtige Beginn.