Ein Überblick von Dipl.-Kfm. Roger Schmidt
aktualisiert am 16. Februar 2015

„Wir haben das Schlimmste hinter uns“
Wolfgang Schäuble 27. Dezember 2012 in der Bildzeitung. [1]

„Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.“
Heinrich Heine [2]

Zwei Zitate zum Thema. Auch das zweite ist aktuell wie nie. Und wo stehen wir Anfang 2015 in Sachen Eurokrise?

Grexit, Kauf von Staatsanleihen, Frankenschock, Negativzinsen

Grexit

Grexit ist die Kurzbezeichnung für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Die Drohung an die griechischen Wähler, dies wahr zu machen, wenn die Wahl nicht nach Brüsseler Vorstellungen läuft, hat nicht gefruchtet. Man vergaß da wohl den griechischen Stolz. Vielleicht aber auch den Weitblick der griechischen Wähler? Tatsache ist, dass die gesamte griechische Regierung samt aller Minister abgewählt wurde. Anscheinend hat ausgerechnet die linke Syriza mit ihrem Chef Alexis Tsipras als einzige politische Kraft die Todesspirale Euro erkannt.

Für das griechische Volk wäre das der einzig richtige Weg, um in naher Zukunft wieder auf die Beine zu kommen. Für die Banken und europäischen Finanziers lediglich ein paar Pfründe weniger.

Heute sind die 19 Finanzminister der Eurogruppe zusammen gekommen und die Gespräche sind für gescheitert erklärt worden. In der Zukunft werden jedoch weitere rote Linien überschritten. Es werden seltsame Formulierungen oder Wortschöpfungen dies kaschieren wollen. Am Ende werden weitere Zugeständnisse an Griechenland gemacht. Das alles zu Lasten der Länder, die in harten Sparprogrammen ihren Haushalt saniert haben oder sich stets an geltende Verträge hielten.

Kauf von Staatsanleihen

Am 22. Januar hat die EZB die umstrittenen Anleihekäufe beschlossen. Sie wird bis September 2016 für 1,1 Billionen (das ist die Zahl mit 12 Nullen!!!) Staatsanleihen kaufen. Würde sie das Geld direkt an die Bürger auszahlen, bekäme jeder mehr als 3.000 €. Das wäre mal ein Konjunkturprogramm.

Was bedeutet das im Klartext: Zunächst ist dies ein klarer Rechtsbruch. Weder die Vergemeinschaftung von Milliardenrisiken, noch die Schuldenhaftung durch andere Länder ist legitim!

Obwohl der Markt schon voller Geld ist, wird nun weiter Geld gedruckt. Immobilien und Aktien sind stark überbewertet. Wo soll man auch hin mit dem ganzen Geld? Neue Blasen entstehen auf diesen Märkten und dürften bald wieder platzen.

Aber erst mal lassen die Privatbanken die Korken knallen und der Steuerzahler bezahlt den Schampus! Denn seine Spareinlagen kann er vergessen. Leider wird das den Menschen erst in ein paar Jahren bewusst, wenn Sie von dem Rest leben müssen.

Der Reformdruck wird von den Problemländern genommen. Denn es ist klar: Können die ihre Schulden nicht zahlen, kommt Super-Mario und kauft den Schrott.

Das Vertrauen in die Weichwährung Euro ist schon lange dahin.

Frankenschock

Die Schweizer Notenbank zieht rechtzeitig vor dem drohenden Ankauf von Giftpapieren die Reißleine. Mag es anfangs noch sinnvoll gewesen sein, den Franken durch eine Obergrenze nicht zu stark werden zu lassen, kann es sich nun die Schweizer Notenbank schlichtweg nicht mehr leisten.

Die Notenbank hat in den letzten drei Jahren ihre Bilanzsumme durch Eurokäufe extrem aufgebläht. Das sind schon jetzt gebuchte Verluste im Milliarden-Bereich.

Natürlich wird dies der Schweizer Export- und Tourismuswirtschaft enormen Schaden zufügen. Aber um wie viel höher wäre dieser Schaden, ließe die Schweiz sich in den Todesstrudel ziehen. Die Währungshüter der Schweiz haben damit dem Euro eine düstere Prognose erstellt. Die Schweizer Notenbank hat das getan, was Deutschland leichtfertig aufgab. Sie hat ihre Autonomie zurückerobert.

Negativzinsen

Seit 10. September 2014 beträgt der Einlagenzins der EZB -0,2 %. Das bedeutet, daß Banken einen Strafzins bezahlen müssen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken. Das bedeutet aber auch, dass auf Sparguthaben kaum noch Zinsen gezahlt werden bzw. die ersten Banken auf hohe Tagesgeldeinlagen Negativzinsen von Privatkunden nehmen.

Was bedeutet dies aber nun für die privaten Banken? Scheinbar klingt es ganz sinnvoll die Banken zu zwingen ihr Geld zu investieren – also Kredite zu vergeben. Mittlerweile müssen diese aber schon kräftig suchen, um das ganze Geld loszuwerden. Bevor sie allerdings der EZB die Strafzinsen zahlen, dürften die Geschäfte deutlich riskanter werden.

Womöglich kauft man schon morgen riskante Staatsanleihen – womit sich dann der Kreis geschlossen hätte. Wer haftet dafür eigentlich noch gleich?

[1] http://www.bild.de/politik/inland/wolfgang-schaeuble/in-der-europkrise-haben-wir-das-schlimmste-hinter-uns-27871302.bild.html

[2] Heinrich Heine – Deutschland ein Wintermärchen (Caput I/8)